Was ist Fechten?
Fechten (1) = ist die Kunst, zu stoßen, ohne gestoßen zu werden, zu hieben, ohne verhauen zu werden
(Quelle: TOMUS fröhliches Wörterbuch)
Fechten (2) = ist nüchtern ausgedrückt eine Folge von Bein – und Armbewegungen, die den Zweck haben, den Gegner unter Beachtung der Regeln auf der gültigen Trefferfläche zu treffen.
Dies ist das Grundproblem, die zu lösende Aufgabe, die sich jedem Fechter in jedem Kampf von Neuem stellt. Je nach Temperament entwickelt der Fechter individuelle fechterische Verhaltensweisen, um die gestellte Aufgabe zu lösen. Der eine bleibt während des Gefechtes eher passiv und vertraut seinem Abwehrverhalten. Der andere ist grundsätzlich angriffslustig und ein wiederum anderer Charakter ficht verhalten und wartet die gegnerische Reaktion ab, um dann seinen Fechtstil darauf anzupassen.
Der Fechtsport gehört zu den ältesten und schnellsten Sportarten. Als Sportgeräte werden heutzutage die Waffen Florett, Degen und Säbel verwendet.
1 Das Florett
Das Florett ist eine so genannte Stoßwaffe. Sein Gewicht beträgt 500 g. Die komplette Länge von Spitze bis einschließlich Griff beträgt 110 cm, die reine Klingenlänge 90 cm. Auf dem Klingenkopf befindet sich eine bewegliche Spitze. Beim Eindrücken dieser Spitze mit der dafür erforderlichen Kraft von 500 g wird über die Brokatweste, das damit verbundene Körperkabel und die diversen Zuleitungen binnen weniger Sekundenbruchteile die Trefferanzeige ausgelöst.
Die Trefferfläche beim Florettfechten ist der Oberkörper, wobei Kopf und Arme ausgenommen sind (siehe Zeichnung). Auch der Rücken gilt als Trefferfläche. Die Kampfdauer beträgt im so genannten Rundensystem 3 Minuten, in der Direktausscheidung 3 mal 3 Minuten. Gefochten wird dabei jeweils auf 5 bzw. 15 Treffer. Steht es zwischen den beiden Fechtern unentschieden, wird das Gefecht um 1 Minute verlängert.
Die Trefferentscheidung im Florettfechten ist deutlich komplexer als z.B. beim Degenfechten. Einen Treffer kann prinzipiell immer nur derjenige Fechter setzen, der gerade angreift. Ein Angriff beginnt mit dem Strecken des Armes und der Bedrohung der gegnerischen Trefferfläche. Der angegriffene Fechter muss zunächst den Angriff abwehren durch eine Parade und kann dann erst einen Gegentreffer erzielen (Riposte).
Das Gefecht zu verfolgen, die Situation zu begutachten und letztendlich eine Entscheidung zu fällen, ist die Aufgabe des Schiedsrichters, des so genannten Obmanns.
Jedes Gefecht verläuft anders, und man muss sich taktisch auf jeden „Zweikampf“ neu einstellen. Die Dynamik der Bewegungen fordert von den Florettfechtern ein hohes Maß an athletischen Qualitäten und Körperbewusstsein. Der besondere Reiz beim Florettfechten liegt zum einen in der Vielfalt der unterschiedlichen Aktionen, zum anderen aber auch in der spielerischen und ästhetischen Eleganz, die diese Disziplin auszeichnet.
2 Der Degen
Der Degen ist für viele die faszinierendste und gleichzeitig auch anspruchsvollste Waffe der Fechter. Er entwickelte sich aus dem schweren Schwert und war früher eine reine Duellwaffe. Bei den in der Vergangenheit üblichen Duellen war der komplette Körper als Trefffläche freigegeben – und das ist auch heute noch so. In der Fechtweise hat sich eigentlich nichts geändert, denn sie entspricht weitgehend dem volkstümlichen Bild eines „Kampfes auf Leben und Tod“. Das mag die Anziehungskraft und den Reiz dieser Disziplin erklären, den sie in gleichem Maße auf Athleten und Zuschauer ausübt.
Der Degen wiegt 750 g, ist eine reine Stoßwaffe und zeichnet sich – verglichen mit dem Florett – vor allem durch seine größere Glocke aus. Diese große Glocke ist notwendig, weil beim Degenfechten der ganze Körper Trefferfläche ist (siehe Zeichnung) und somit auch die Hand dazugehört. Ein Degen ist wie das Florett ca. 110 cm lang, und auch hier misst die Klinge 90 cm. Zum Auslösen der Spitze ist eine Kraft von 750 g nötig, ein leichtes Touchieren des Fechtanzugs reicht deshalb oft nicht für einen Treffer aus. Nun könnte man meinen, es wäre leichter, Degen zu fechten, da der Gegner schließlich eine größere Trefferfläche „anbietet“. Dies ist aber ein Trugschluss, da man – ebenso wie der Gegner – dieselbe große Trefferfläche auch verteidigen muss.
Beim Degenfechten gibt es, wie beim Florett- und Säbelfechten auch, das Rundensystem und die Direktausscheidung. Das Rundengefecht dauert 3 Minuten und die Direktausscheidung, die man oft auch K.-o.- Gefecht nennt, 3 mal 3 Minuten. Im Degenfechten gibt es keine ungültigen Trefferflächen. Doppeltreffer sind mit dem Degen übrigens möglich: Das heißt, es können beide Fechter gleichzeitig treffen und dafür gleichzeitig einen Punkt bekommen. Steht es dann in einem Rundengefecht z. B. 4:4 und die vorgegebene Zeit ist abgelaufen, tritt, wie beim Florettfechten auch, die Vorteilsregel in Kraft. Wenn in der Verlängerungsminute dann ein Doppeltreffer fallen sollte, wird der Kampf bis zum nächsten Einzeltreffer bzw. bis zum Zeitablauf fortgesetzt.
Was zeichnet einen guten Degenfechter aus? Er hat die Fähigkeit, sich in entscheidenden Situationen voll und ganz konzentrieren zu können und dann den passenden Moment zu erkennen, um mit einer blitzschnellen Aktion den Ausgang des Gefechts zu seinen Gunsten zu entscheiden.
3 Der Säbel
Der Säbel ist eine so genannte Hieb- und Stoßwaffe, wobei die meisten Treffer per Hieb gesetzt werden. Er wiegt – so wie das Florett – 500 g, ist 105 cm lang, hat eine Klingenlänge von 88 cm und – ebenso wie der Degen – eine etwas größere Glocke, da auch beim Gefecht mit dem Säbel die Hand mit zur Trefferfläche zählt. Zusätzlich zählt der komplette Rumpf samt Armen und Kopf zur Trefferfläche. Lediglich der Unterleib ist vor gültigen Treffern sicher (siehe Zeichnung).
Die Vorteilregel sowie die Kampfzeiten sind mit den Bestimmungen des Florett- und Degenfechtens identisch. Beim Säbelfechten treten aber wieder die Trefferregeln des Florettfechtens in Kraft. Treffen kann nur derjenige, welcher sich im Angriff befindet oder die gegnerische Waffe bei Bedarf „beseitigt“ oder in der Abwehr auspariert.
Gültige Treffer (also Hiebe oder Stöße) werden über durch den Kontakt mit der elektrisch leitenden Brokatweste und Maske registriert und dann von der elektronischen Trefferanzeige gemeldet.
Texte und Bilder entnommen aus „Ein Leitfaden für Anfänger, Eltern, Fechtinteressierte“ von Reiner Roth, Heidi Debschütz, Barbara Hinzpeter
Weitere Infos finden Sie im Wikipedia-Artikel „Fechten„.